Das Lindenau-Museum Altenburg trauert um den Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen Dr. Werner Pfäffle (1938-2025), der am 5. Januar in Stuttgart im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Das Ehepaar Dr. Suse und Dr. Werner Pfäffle entschied sich 2015, seine über viele Jahre zusammengetragene, wertvolle Sammlung mit 25 Arbeiten von Gerhard Altenbourg dem Lindenau-Museum als Geschenk zu überantworten. Diese selbstlose Geste war Ergebnis einer Zusammenarbeit mit der damaligen Direktorin des Museums, Dr. Julia M. Nauhaus, anlässlich der Leihgabe eines Werkes zu einer Ausstellung und der sich daraus entwickelnden freundschaftlichen Beziehung zwischen den Sammlern und dem Lindenau-Museum.
Die „Sammlung Pfäffle“ umfasst 24 teils großformatige grafische Arbeiten und ein plastisches Werk, die das Lindenau-Museum unter dem Titel „Der Zeiten Wind, der Tage Raunen“ aus Anlass der Schenkung Ende 2016 in einer gut besuchten Ausstellung und in einem Katalog vorstellte.
Jahrelang waren die Altenbourg-Arbeiten Zierde der Wohnung von Suse und Werner Pfäffle, die wegen der Empfindlichkeit der Papierarbeiten meist mit weit heruntergelassenen Rollläden lebten. 2015 musste das Ehepaar wegen einer schweren Erkrankung der Ehefrau in ein betreutes Wohnen umziehen und trennte sich aus diesem Anlass auch von seinem größten Schatz.
Suse und Werner Pfäffle hatten Werke von Gerhard Altenbourg erstmals 1992 in einer Ausstellung in Stuttgart gesehen und waren davon so beeindruckt, dass sie im Anschluss an den Ausstellungsbesuch vor lauter Begeisterung „im Stuttgarter Bohnenviertel eine Flasche Wein tranken.“ Der erste Ankauf war im Jahr darauf die Zeichnung „Verschwebender Tag“. Ein Kontakt zum Altenbourg-Sammler Wilfried Rugo entstand, der weitere Werke des Altenburger Meisters vermittelte, so dass die Pfäffles nach und nach ganz umgeben von Altenbourg-Werken lebten. Sie bewunderten an ihrem Lieblings-Künstler nach eigenem Bekunden „die unendliche Fantasie, das Rätselhafte und die harmonische Farbigkeit“. Vor allem interessierten sie sich für Bilder, die sie selbst als „skurril“ empfanden. Die außergewöhnliche Begeisterung für das Werk dieses einen Künstlers fasste Pfäffle in einem Interview mit Julia Nauhaus in dem Satz zusammen: „Wir waren besessen von Altenbourg, bis zuletzt.“
Angesichts dieser engen Bindung an die sie umgebenden Kunstwerke, die sie über Jahre mit viel Engagement für sich persönlich erwarben, ist die noble Schenkung an das bedeutende Kunstmuseum am Wirkungsort von Gerhard Altenbourg umso höher einzuschätzen. Unmittelbarer Anlass für diese Entscheidung war letztlich die Sicherheit, dass die „Sammlung Pfäffle“ im Lindenau-Museum höchste Wertschätzung erfahren und regelmäßig ausgestellt werden würde.
Ein einziges Mal besuchte Werner Pfäffle das Lindenau-Museum vor seiner Schließung 2020 und warf dabei auch noch einen letzten Blick auf „seine“ Altenbourg-Werke im Depot. Nach einem späteren Gegenbesuch von Dr. Roland Krischke in Stuttgart, hatte der Museumsdirektor im Dezember 2024 noch eine Weihnachtskarte an Pfäffle geschrieben und darin der Hoffnung auf ein Wiedersehen im Jahr 2025 Ausdruck verliehen. Dazu wird es leider nicht mehr kommen. Das Lindenau-Museum wird dem großherzigen Sammler und Kunstfreund ein ehrendes Andenken bewahren.
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