Kalte Winternächte lassen nicht nur die Autoscheiben gefrieren, die Eiseskälte setzt auch der Auto-Batterie zu. Bei jedem Anlassen verrichtet die Starterbatterie in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor Schwerstarbeit. Gerade ältere Exemplare oder Batterien von generell eher selten oder vorrangig für Kurzstrecken genutzten Autos gehen deshalb bei Minusgraden schnell in die Knie. Ist die Kapazität zu gering, macht der Anlasser nur noch „klack“ und der Motor springt nicht mehr an. In einer solchen Situation hilft nur noch ein Fremdstart, der aber für viele Autofahrer ungewohntes Terrain ist. Fahrzeugexperte Marcel Schauffler vom TÜV Thüringen erklärt, worauf bei der Starthilfe zu achten ist.
Wenn der Wagen frühmorgens nicht mehr anspringen will, ist eine der häufigsten Ursachen eine defekte oder zu schwache Batterie. Einige Betroffene setzen statt dem Anruf beim Pannendienst dann lieber auf einen hilfsbereiten Autofahrer. Jedoch sollte dafür dann auch das passende Starthilfekabel zur Hand sein. „Ganz wichtig: Vor dem Fremdstart sollten alle Beteiligten noch einmal die Bedienungshinweise ihrer Fahrzeuge und die Gebrauchsanweisung für das Starthilfekabel durchlesen. Bei modernen Fahrzeugen befindet sich die Starterbatterie oft nicht im Motorraum, dann gibt es in diesem einen separat gekennzeichneten Pluspol und Massepunkt. Die genutzten Überbrückungskabel sollten in jedem Fall mit GS oder CE gekennzeichnet sein“, gibt Fahrzeugexperte Marcel Schauffler unsicheren Autofahrern mit auf den Weg.
Wenn alle Hinweise beachtet werden, ist der Starthilfevorgang eine recht einfache Angelegenheit. „Zuerst sollten alle nicht benötigten Verbraucher in beiden Fahrzeugen ausgeschaltet werden, erst dann werden die Pluspole der Batterien verbunden. Dazu wird das Kabel mit den roten Kabelzangen zuerst an den Pluspol des spannungsgebenden Fahrzeugs angeschlossen, danach wird das Kabel mit dem Pluspol der entladenen Autobatterie verbunden. Im zweiten Schritt wird das Kabel mit den schwarzen Zangen an den Minuspol der Batterie des Geberfahrzeugs angeklemmt. Die andere Seite des Massekabels wird mit einem Massepunkt im Motorraum des Nehmerfahrzeugs verbunden.“ erklärt Marcel Schauffler vom TÜV Thüringen. „Auf keinen Fall dürfen dabei die Pole vertauscht werden. Wer sich nicht sicher ist, sollte dann lieber auf professionelle Unterstützung zurückgreifen. Wird der Plus- und Minuspol verwechselt kann es zu schweren Schäden an der Fahrzeugelektronik kommen: und das sowohl beim Helferfahrzeug als auch beim Pannenfahrzeug“, warnt Schauffler.
Sind die Kabelverbindung zwischen beiden Fahrzeugen korrekt hergestellt, erst dann wird der Motor des starthilfegebenden Fahrzeugs gestartet. Nach einigen Sekunden kann auch der Motorstart beim hilfebedürftigen Fahrzeug versucht werden. Wenn der Startversuch erfolgreich war, sollten beide Fahrzeuge noch kurze Zeit mit verbundenen Batterien laufen. Zusätzlich können im Nehmerfahrzeug größere Verbraucher wie Licht und Gebläse eingeschaltet werden, um spätere Spannungsspitzen zu vermeiden. Jetzt können die Starthilfekabel in umgekehrter Reihenfolge abgeklemmt werden: Zuerst das schwarze Kabel vom Massepunkt und Minuspol entfernen, danach wird die rote Kabelzange zuerst vom Geberfahrzeug und dann vom Nehmerfahrzeug entfernen und unnötige Verbraucher wieder ausschalten. Zeigt das Fahrzeugdisplay Fehlfunktionen an, dürfen diese keinesfalls ignoriert werden – stattdessen sollte fachkundige Hilfe gerufen oder direkt in die nächste Fachwerkstatt gefahren werden.
„Nach der Starthilfe sollte unbedingt eine längere Strecke mit dem Fahrzeug zurückgelegt werden, um die entladene Batterie wieder aufzuladen. Es empfiehlt sich zudem, Kapazität und Ladezustand der Batterie von einer Fachwerkstatt prüfen zu lassen“, gibt Fahrzeugexperte Schauffler zu bedenken. Wer morgens keine böse Überraschung beim Starten des Fahrzeugs erleben möchte, sollte regelmäßig den Batteriezustand prüfen und gegebenenfalls über die Anschaffung einer speziellen Powerbank mit Fremdstartfunktion nachdenken. Damit kann man sich, zumindest was die schwächelnde Autobatterie anbetrifft, unabhängig von Pannendiensten oder hilfsbereiten Autofahrern machen. Vor der Benutzung sollten jedoch auch bei diesen Fremdstarthilfen unbedingt die Hinweise der Bedienungsanleitung beherzigt werden.
Übrigens haben auch Elektrofahrzeuge eine Niederspannungsbatterie, welche für die Inbetriebnahme des Hochvoltsystems erforderlich ist. Wenn diese versagt, kann auch der “Fremdstart“ ähnlich wie bei einem Verbrenner-Fahrzeug möglich sein. Auch in diesem Fall sollten vor dem Starthilfe-Versuch unbedingt die Hinweise in der Bedienungsanleitung gründlich gelesen und beachtet werden. Besser ist es jedoch, einen Fachmann zurate zu ziehen. Da die “Starterbatterie“ der E-Autos eher kleiner dimensioniert sind, sollte auf einen nicht allzu großen Kapazitätsunterschied der Batterien zwischen Geber- und Nehmerfahrzeug geachtet werden. Andernfalls könnte es zu Überlastungen kommen.
Einen Tipp hat Marcel Schauffler noch für Besitzer eines Fahrzeuges mit eingebauter kraftstoffbetriebener Standheizung: „Das Aufheizen des Fahrzeugs mit einer Standheizung sorgt im Winter zwar für eine angenehme Temperatur im Innenraum, kann aber auch zu Schäden an der Batterie führen, da diese durch den Aufheizvorgang zusätzlich belastet wird. Gerade Kurzstreckenfahrer sollten darauf achten, dass die Standheizung keinesfalls länger betrieben wird, als im Anschluss auch gefahren wird.“
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