Sammlungsschatz in neuem Gewand

Nach erfolgreichen Bewerbungen um Fördermittel war es in diesem Jahr möglich, die in ihrer Fülle einzigartige und überregional bedeutsame Sammlung an Haus- und Schreibkalendern des Stadtarchivs Altenburg zu restaurieren, zu reinigen sowie in passgenaue Schutzverpackungen hüllen zu lassen. Dieser historisch wertvolle und weltweit größte Bestand wurde mithilfe von zwei Förderprogrammen für die Zukunft gesichert. 50 Prozent der Summe, insgesamt circa 42.000 Euro, wurden durch das Sonderprogramm „Schriftliches Kulturgut erhalten“ der Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (kurz BKM) im Zusammenhang mit der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts gefördert. Deutschlandweit werden durch die BKM jährlich Projekte für die Erhaltung national wertvollen schriftlichen Kulturguts unterstützt. Die übrigen 50 Prozent konnten durch eine erfolgreiche Bewerbung bei der Thüringer Staatskanzlei im Rahmen der „Förderung der Bestandserhaltung schriftlichen Kulturguts“ eingeworben werden.

Haus- und Schreibkalender existieren seit der Frühen Neuzeit und gelten als erstes gedrucktes Massenmedium neben den Flugblättern. Die Kalender erschienen in Heft- bzw. Buchform, enthalten neben dem Kalendarium mitunter auch freie Seiten für Notizen und dienten als Medium der Wissensvermittlung, der Information und Unterhaltung sowie für gelehrte Kommunikation. Es finden sich darin je nach Themenschwerpunkt beispielsweise auch astronomische Angaben, astrologische Ratschläge, Witterungsprognosen, Bauernregeln, Schilderungen von politischen Begebenheiten und des Weltgeschehens, ackerkundliche Neuheiten, medizinische Ratschläge, historische Ereignisberichte und Denkwürdigkeiten.

Im Archiv der Stadt Altenburg werden jahrweise gebundene Sammelbände, beginnend ab 1644, verwahrt, die aus thematisch verschiedenen Kalendern aus den unterschiedlichen Städten Europas in deutscher Sprache bestehen. Insgesamt umfasst der Bestand 223 Bände mit mehr als 3.600 Kalenderexemplaren. Bisher wurden diese stehend und ohne Schutzumschlag gelagert. Folglich entstanden Lagerungsschäden sowie alters- und nutzungsbedingte Schädigungen wie Verschmutzung, Papierrisse, Verformungen oder lose Bindungen. Mit der Umsetzung des Projekts durch eine Restaurierungswerkstatt aus Leipzig konnten alle Kalender gereinigt und schutzverpackt werden. Darüber hinaus wurden sehr umfangreiche Bände (bis zu 27 Zentimeter dick) geteilt und die beschädigten Archivalien restauriert.

Die Sicherung dieser herausragenden Quellen ermöglicht auch zukünftig die Gewinnung neuer Erkenntnisse zum Kalenderwesen, Interpretationen historischer Ereignisse, die Erforschung der Veränderung der Lesegewohnheiten der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten und aufgrund der über mehrere Jahrzehnte lückenlos überlieferten Kalenderreihen sind zeitliche Längsschnitt- und inhaltliche Querschnittsanalysen durchführbar.

Der Altenburger Bestand ist die weltweit umfangreichste Sammlung an Haus- und Schreibkalendern und ein kulturhistorisch einmaliger Schatz, der nun sicher für die nächsten Generationen bewahrt werden kann.