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Lindenau-Museum Altenburg erhält großzügige Schenkung aus Frankfurt am Main | Dr. Wolfgang Rothe (r.) und Museumsdirektor Dr. Roland Krischke 2023 in der Frankfurter Wohnung,

Dr. Wolfgang Rothe (r.) und Museumsdirektor Dr. Roland Krischke 2023 in der Frankfurter Wohnung, (Foto: Lindenau-Museum Altenburg)

Lindenau-Museum Altenburg erhält großzügige Schenkung aus Frankfurt am Main

Kunst, Kultur & Freizeit
12.11.2024, 13:41 Uhr
Von: Steven Ritter, KAG Altenburger Museen
Sammlung Rothe

Das Lindenau-Museum Altenburg erhält aus Frankfurt am Main einen umfangreichen Sammlungszuwachs als Geschenk. Der 95-jährige Literaturwissenschaftler, Autor und Sammler PD Dr. Wolfgang Rothe übergibt dem Museum als Vorlass neben großen Teilen seiner umfangreichen kunstwissenschaftlichen Bibliothek fast 3000 Blatt Druckgrafik und 350 Zeichnungen, darunter viele Widmungsexemplare. Die Kunstwerke stammen vor allem aus der Zeit von 1945 bis 2000 und überwiegend von Künstlern der „alten“ Bundesrepublik. Damit erhält das Lindenau-Museum, das eine umfangreiche Sammlung an DDR-Kunst bewahrt, erstmals auch einen bedeutenden Bestand an „West-Kunst“.
 

Horst Janssen, Promenade, 1958 (Radierung) (Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 | Lindenau-Museum Altenburg.jpg)
K. O. Götz, o. T. 1988 (Lithografie) (Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 | Lindenau-Museum Altenburg)

Zur „Sammlung Rothe“ zählen druckgrafische Werke, Zeichnungen, Aquarelle und Gouachen von fast 400 Künstlerinnen und Künstlern, darunter oftmals signierte Blätter von Karl-Fred Dahmen, Karl-Otto Götz, HAP Grieshaber, Alfred Hrdlicka, Horst Janssen, A. R. Penck, Emil Schumacher, Günther Uecker oder Paul Wunderlich und vielen anderen mehr. Die Sammlung ist ein Spiegel von einer mehr als ein halbes Jahrhundert währenden Zusammenarbeit und oftmals Freundschaft mit den wichtigsten Künstlerinnen und Künstlern der „alten“ Bunderepublik, aber in der Nachwendezeit auch über deren Grenzen hinaus.

Zur reichen Büchersammlung zählt nicht nur die umfangreiche kunstwissenschaftliche Handbibliothek der ehemaligen Galerie Rothe in Heidelberg und Frankfurt am Main, sondern auch sehr viele Sondereditionen der Galerie, Vorzugsausgaben mit Künstlergrafiken und handschriftlichen Widmungen von Künstlerinnen und Künstlern.

Die umfangreiche Sammlung wird in den nächsten Jahren kontinuierlich erfasst. Eine Ausstellung der Werke und ein Katalog sind für die Zeit nach der Neueröffnung des Lindenau-Museums geplant.

Der 1929 in Berlin geborene Dr. Wolfgang Rothe hat nach dem Krieg als Dolmetscher und Zeitungsreporter gearbeitet. Nach einem Studium der Germanistik, Philosophie und Soziologie in Marburg, Freiburg und Heidelberg promovierte er 1954 in Heidelberg und gründete dort den Wolfgang Rothe Verlag, der bis 1966 existierte. 1958 entstand die bedeutende grafische „Edition Rothe“ mit Originalgrafik, deren Erfolg letztlich 1961 zur Gründung der Galerie Rothe in Heidelberg führte, die seine Frau Maria Rothe (1931-2019) zu einem bedeutenden Fixpunkt im künstlerischen Leben der Bundesrepublik Deutschland entwickelte. Ein Gesamtverzeichnis sämtlicher Editionen der Galerie zählte schon 1991 mehr als 700 Blätter. Mit zahlreichen jungen und aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern bestand ein persönlicher Kontakt. Viele Werke kaufte das Ehepaar Rothe auch für die private Sammlung an. Die Galerie zog 1988 nach Frankfurt am Main um und blieb dort bis 2002 bestehen.

Während Maria Rothe die Galerie führte, arbeitete Wolfgang Rothe vor allem als Autor und Literaturwissenschaftler. Zwischen 1961 und 1983 war er zeitweilig als Universitätsdozent an den Universitäten Toronto, Edmonton, Bielefeld, Hamburg und Mainz tätig. 1972 wurde er in den P.E.N. gewählt. 1979 habilitierte er sich an der Universität Karlsruhe. Er ist Autor wichtiger literaturwissenschaftlicher Werke wie „James Joyce“ (1957), „Schriftsteller und totalitäre Welt“ (1966), „Deutsche Revolutionsdramatik seit Goethe“ (1989) oder „Ernst Toller“ (1997). Daneben hat er sich vor allem intensiv mit der Zeit des Expressionismus befasst und die Verbindungen zwischen Literatur und Kunst ausgelotet: „Tänzer und Täter – Gestalten des Expressionismus“ (1979), „Kafka in der Kunst“ (1979) oder „Über Kunst und Künstler – Versuche 1960 bis 1990“ (1992). Im Jahr 1985 legte Wolfgang Rothe mit „Der Pflastertreter“ auch einen Roman über das Berlin der 1930er- und 1940er-Jahre vor. Rothe war bis weit über seinen 90. Geburtstag hinaus schriftstellerisch aktiv.
 

Emil Schumacher, o. T., o. J. (Farbradierung) (Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 | Lindenau-Museum Altenburg)
Horst Egon Kalinowski, Le sein endormi, 1970 (Farblithografie) (Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 | Lindenau-Museum Altenburg)

Der Kontakt zwischen Rothe und dem Lindenau-Museum geht auf einen Brief des Frankfurter Sammlers aus dem Jahr 2017 zurück, in dem er seine Sammlung dem Museum zum Kauf anbot. Unmittelbarer Anlass dafür war, dass die Vorfahren Rothes aus dem Altenburger Land stammen. Aus dieser ersten Kontaktaufnahme entstand ein langer freundschaftlicher Kontakt zwischen Dr. Wolfgang Rothe und Museumsdirektor Dr. Roland Krischke, der seinen Ausdruck in einer umfangreichen Korrespondenz und mehreren persönlichen Begegnungen fand. Im Jahr 2023 entschloss sich der Sammler schließlich seine keineswegs nur als Zeitdokument bedeutende Sammlung dem Lindenau-Museum Altenburg als Geschenk zu überlassen. Nach einer ersten umfangreichen Sichtung der Bestände macht das Lindenau-Museum diese Schenkung nun öffentlich. Alle Werke der Sammlung werden künftig unter „Lindenau-Museum Altenburg / Sammlung Rothe“ auch dem Leihverkehr zur Verfügung stehen.

Museumsdirektor Dr. Roland Krischke bedauerte es im Rahmen der Vorstellung einiger ausgewählter Blätter der riesigen Sammlung sehr, dass Dr. Wolfgang Rothe bei diesem Termin nicht persönlich anwesend sein konnte, was jedoch seinem hohen Alter und seinem Gesundheitszustand zuzuschreiben sei. Mit dem Sammler wie seinen Kindern bestehe aber weiterhin ein enger Austausch.

Zur Bedeutung der „Sammlung Rothe“ äußerte sich Krischke: „Die Druckgrafik der Sammlung Rothe, spiegelt viele Jahrzehnte künstlerischer Arbeit in der „alten“ Bundesrepublik. Mit den druckgrafischen Editionen seiner Galerie hat das Ehepaar Rothe das künstlerische Leben der Nachkriegsjahrzehnte weit über Heidelberg und Frankfurt am Main hinaus in bedeutender Weise beeinflusst. Die Sammlung ist zugleich ein bleibendes Zeugnis der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Künstlern und ihren Galeristen und Sammlern. Die Sammlung Rothe ist eine außergewöhnlich schöne und reiche Ergänzung unserer Grafischen Sammlung, die dadurch Grenzen einreißt und den wichtigen gesamtdeutschen Blick auf die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ermöglicht. Wir sind stolz darauf, diese Sammlung von nun an bei uns bewahren und erforschen zu dürfen.“

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