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Feuer und Farbe – Gemälde und Grafiken von Walter Jacob | Walter Jacob malt in der freien Natur, um 1911

Walter Jacob malt in der freien Natur, um 1911 (Foto: Unbekannter Fotograf )

Feuer und Farbe – Gemälde und Grafiken von Walter Jacob

Kunst, Kultur & Freizeit
06.06.2024, 15:53 Uhr
Von: Steven Ritter, Altenburger Museen
Sonderausstellung im Prinzenpalais des Residenzschlosses Altenburg

Eine große Kunstausstellung zeigt das Lindenau-Museum vom 9. Juni bis zum 25. August 2024 im Prinzenpalais des Residenzschlosses Altenburg: Im Mittelpunkt steht das Werk des Malers und Grafikers Walter Jacob (1893–1964). Unter dem Titel „Feuer und Farbe“ wird das Werk des in Altenburg geborenen Künstlers umfassend und in neuen Kontexten vorgestellt. Dabei werden alle Schaffensperioden seines Wirkens beleuchtet. 
 

Rückkehr nach Altenburg

Mit „Feuer und Farbe – Gemälde und Grafiken von Walter Jacob“ präsentieren die Altenburger Museen im Prinzenpalais des Residenzschlosses eine farbenprächtige Kunstausstellung mit zahlreichen Werken des 1893 in Altenburg geborenen Malers und Grafikers Walter Jacob. Nach einer großen Retrospektive, die das Lindenau-Museum 1993 zeigte, ist dies erneut eine umfangreiche Auseinandersetzung mit dem spannenden Werk eines ebenso vielfältigen wie ambivalenten Künstlers. Die Ausstellung stellt Werke aus dem Bestand des Museums vor, wurde aber vor allem durch eine intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Familie des Künstlers ermöglicht, die den umfangreichen Nachlass Walter Jacobs verwahrt. Mehrere Besuche der Museumsleitung und des Ausstellungsteams im ehemaligen Wohnhaus Jacobs bei Wangen im Allgäu gingen dem Projekt voraus. Darüber hinaus können Leihgaben der Städtischen Galerie Dresden gezeigt werden sowie mehrere bislang kaum bekannte Werke aus Privatsammlungen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in der Dr. Cantz'schen Verlagsgesellschaft, der im Buchhandel 35 € kostet, in der Ausstellung in Altenburg aber für 28 € erhältlich ist.

Die Ausstellung wird von einem umfassenden Rahmenprogramm begleitet.
 

Zum Künstler

Walter Jacob wurde 1893 in Altenburg geboren. Wie sein Vater beginnt er eine Ausbildung zum Dekorationsmaler. Während seiner Lehrjahre in Meerane traf er auf den Künstler Ernst Müller-Gräfe, der ihn von 1910 bis 1913 förderte. Jacob strebte fortan eine künstlerische Laufbahn an. Als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg verwundet, kehrte er nach Mitteldeutschland zurück und beantragte ein Stipendium der Lindenau-Zachschen-Stiftung, wodurch er mit Unterbrechung in Dresden Kunst studieren konnte.

Nach dem Ersten Weltkrieg setzte eine produktive Schaffensphase ein. Er nahm an Gruppenausstellungen teil und machte Bekanntschaft mit namhaften Künstlern wie Oskar Kokoschka, Otto Dix und Emil Nolde. Mit dem Kunstsammler Heinrich Kirchhoff schloss er einen Vertrag, durch den Walter Jacob erstmals unabhängig und finanziell abgesichert arbeiten konnte. Von 1921 bis 1928 lebte er auf dem Land, in den Bergen und am Meer. Der Versuch, sich in Berlin zu etablieren, scheiterte bereits nach kurzer Zeit.

Walter Jacob, 1922 (Foto: Unbekannter Fotograf)

Nachdem der Vertrag mit Heinrich Kirchhoff aufgehoben wurde, vergrößerte spätestens die Weltwirtschaftskrise die Not Walter Jacobs. Bereits 1932 schloss er sich der SA an und trat in die NSDAP ein. Obwohl er sich aktiv bei den Nationalsozialisten engagierte, wurden auch Teile seines Werkes im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt und vernichtet. Als Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste konnte er jedoch weiter an Ausstellungen teilnehmen.

Nach 1945 zog Walter Jacob nach Bad Hindelang im Allgäu, wo die Nachkriegszeit einen Neubeginn für ihn einläutete. Mit seinem Gemälde „Der Schweißer“ beteiligte er sich so auch 1952 an der großen Düsseldorfer Ausstellung „Eisen und Stahl“. Im Folgejahr nahm er an der internationalen Ausstellung im Salon d´art libre teil.

1964 starb Walter Jacob nach Krankheit in Hindelang im Allgäu. Seine Werke befinden sich heute in bedeutenden nationalen und internationalen Sammlungen (z. B. Nationalgalerie Berlin; Museum of Modern Art, New York). 
 

Vom Selbstbildnis zum „Bergkönig“

Mit Exponaten aus dem Zeitraum von 1913 bis 1962 liest sich die Ausstellung „Feuer und Farbe“ wie ein Bilderbuch durch die künstlerischen Ausdrucksformen der klassischen Moderne. Noch im Impressionismus verhaftet, werden frühe Gemälde Walter Jacobs gezeigt, die einem klaren Motiv folgen, aber bereits den virtuosen Farbeinsatz erkennen lassen (z. B. Selbstbildnis, 1913), dass das Werk des Künstlers auch in den folgenden Jahrzehnten auszeichnet. Durch die gezielte Gegenüberstellung macht die Ausstellung zugleich die innere Zerrissenheit des jungen Künstlers hin zu neuen Ausdrucksformen offensichtlich: Anklänge an das Werk Marc Chagalls oder Heinrich Campendonks werden deutlicher, Walter Jacob wendet sich dem Expressionismus zu. Malereien wie „Figurenszene (Fasching)“ (1919) und „Komposition (Stadtlandschaft)“ (1919), aber auch die grafischen Arbeiten jener Jahre geben Auskunft darüber.

Der Einsatz von Farbe beherrscht Jacobs Werk. Durch seine immer wiederkehrende Flucht auf das Land und in die Einsamkeit der Natur entstehen motivische Schwerpunkte, z. B. naturnahe Darstellungen. Bildnisse wie „Kloster Eberbach“ (1920) oder „Berglandschaft“ (1922) und „Segelboote“ (1925) illustrieren nicht nur die biografischen Wegmarken im Leben Walter Jacobs, sie zeugen auch von einer tiefen Naturverbundenheit und dem Talent zur Beobachtung. Mit dem ausgestellten Skizzenbuch des Künstlers bekommen die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung zudem einen Einblick in die spontane und in dieser Zeit gefestigte Arbeitsweise Jacobs. 

Walter Jacob malt in der freien Natur, um 1911 (Foto: Unbekannter Fotograf )

Das ebenfalls in der Ausstellung gezeigte „Selbstbildnis“ von 1926 stellt einen Wendepunkt im Schaffen Walter Jacobs dar: Hier ist ein in sich gefestigter und zugleich den vom Geld regierten Kunstmarkt verachtender Künstler zu sehen, der sich seiner selbst bewusst ist und seinen Platz in der (Kunst-)Welt gefunden hat. Vorausgegangen war eine kurze Episode in Berlin, in der er zwar Bekanntschaft mit Max Liebermann und Emil Nolde machte, er jedoch auch mit den dortigen Galerien in Konflikt geriet.

Durch Gegenüberstellungen verdeutlicht die Ausstellung abermals einen stilistischen Wandel Walter Jacobs, der eng mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Verbindung steht. So werden Werke gezeigt, die in den 1930er- und 40er-Jahren angefertigt wurden und eine deutliche Hinwendung zu einer realistischen Darstellung erkennen lassen. Die Kunst geht nach Brot – Walter Jacob passt sich an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg widmet sich Walter Jacob verstärkt der Aquarellmalerei. Ausstellungsexponate wie „Abstrakte Baumlandschaften“ (1958) oder die Folge „Bergdämonen“ (1955) zeugen von der inhaltlichen Vielfalt seiner Werke, wenngleich biblische und düstere Szenen immer stärker in den Vordergrund drängen. Dabei bezieht er sich auch auf künstlerische Vorbilder wie Pablo Picasso, was sich auch in der zunehmenden Abstraktion seiner Werke erkennen lässt. 

Mit dem „Bergkönig“ aus dem Jahr 1961 präsentiert die Ausstellung einen späten Höhepunkt im Wirken des Künstlers. Eventuell als Zitat auf Max Klingers „Beethoven“ (1902) oder auch als Selbstbildnis zeigt das Gemälde schemenhaft eine weiße sitzende Figur auf leuchtend rotem Grund – ganz wie der Ausstellungstitel „Feuer und Farbe“ verspricht. Zusammen mit seinem „Selbstbildnis“ aus dem Jahr 1962 – zwei Jahre vor dem Tod des Künstlers entstanden – bildet es eine Art Schlusspunkt der Ausstellung und steht zugleich im krassen Kontrast zu den frühen Werken aus der Zeit des Impressionismus.

Ergänzt wird die Ausstellung mit Fotografien aus den verschiedenen Phasen des Lebens Walter Jacobs.
 

Ausgestellte Werke (Auswahl)

Kloster Eberbach, 1920
Öl auf Leinwand

Der Kunstsammler Heinrich Kirchhoff ermöglicht Walter Jacob einen Aufenthalt in Eltville am Rhein. Der „göttliche Funke“, der Jacob hier nach eigenen Aussagen trifft, und eine tiefe Zufriedenheit zeigen sich in seinen Bildern, die bis zu den Rändern der Leinwände eine Idylle festhalten. Strahlend blaue und türkisfarbene Wolken hängen über sattgrünen und leuchtend roten Feldern. Die blühenden Bäume und Wiesen um das in der Bildmitte mit hellem Gelb hervorgehobene Kloster und einige kleinere Gebäude scheinen in einer strahlenden Natur zu stehen. 

Walter Jacob, Kloster Eberbach, 1920 (Foto: punctum Bertram Kober © VG Bild-Kunst, Bonn 2024)

Der von links nach rechts abfallende Hang aus nicht voneinander zu trennenden Wegen und Feldern im Bildvordergrund bringt die lebendige und harmonische Komposition in Bewegung. Von Oktober 1920 bis Januar 1921 dauert sein Aufenthalt in Eltville.
 

Walter Jacob, Selbstbildnis, 1926 (Foto: punctum Bertram Kober © VG Bild-Kunst. Bonn 2024)

Selbstbildnis, 1926
Öl auf Leinwand

Sein Blick zeugt von Standhaftigkeit und großen Selbstbewusstsein. Mit ernstem und gleichzeitig stolzem Gesichtsausdruck, tief liegenden dunklen Augen und herunter gezogenen Mundwinkeln scheint Walter Jacob der Welt mit diesem Bildnis zeigen zu wollen, dass er in der Kunstwelt angekommen ist. Zahlreiche Beteiligungen an Ausstellungen, Einzelpräsentationen, Kritiken und Korrespondenzen in den Monaten bevor das Gemälde entsteht, belegen die rege Tätigkeit des Künstlers. Im Jahr 1925 wird er von als Max Liebermann persönlich zur Frühjahrsausstellung der Akademie der Künste in Berlin eingeladen. Neben der Entschiedenheit und Unumstößlichkeit, die Jacobs fester Blick ausstrahlt, vermittelt der Ausdruck des Künstlers auch eine gewisse Verletzung und Verachtung. 

Der gehassten Großstadt Berlin gibt Jacob erneut eine Chance und wendet sich mit Arbeiten an die Galerie Wiltschek sowie an die Galerie Neumann-Nierendorf. Die Enttäuschung über das Misslingen sowie der Wille weiterzumachen, sind Jacob in seinem Ausdruck abzulesen.

Der Bergkönig, 1961
Öl auf Leinwand

Mit seiner Reihe „Bergdämonen“ beginnt Jacob eine künstlerische Auseinandersetzung, die er im Jahr 1961 mit einem Gemälde abschließt. Vor einem kräftigen roten Hintergrund sitzt schemenhaft eine Figur, die in silbern und golden schimmernden Farbtönen dargestellt ist. Um diese herum sind aufragende Elemente und bewegte Wesen angedeutet, die in der Vorstellung der Betrachterinnen und Betrachter individuelle Formen annehmen können.

Walter Jacob, Der Bergkönig, 1961 (Foto: punctum Bertram Kober © VG Bild-Kunst, Bonn 2024)

Walter Jacob liebt die Berge – von den Anfängen seines Schaffens bis zum Ende seines Lebens sind sie seine treuen Begleiter. Durch sie kommt er der Natur nahe und dem Himmel näher. Sie stellen Hürden dar, die Jacob bezwingen will und kann. Wo er im Alltag scheitert, bieten ihm die Berge eine Umgebung, in die er sich immer wieder zurückzieht und in der er sich als König fühlen darf. In der Einsamkeit und in Anbetracht der Anmut seiner »Bergriesen«, wie er sie nennt, findet er zur Ruhe, fühlt sich frei und kann kreativ sein. 
 

Programm zur Ausstellung

Samstag, 8. Juni 2024, 18 Uhr
Ausstellungseröffnung
im Bachsaal des Residenzschlosses Altenburg

 

Mittwoch, 17. Juli 2024, 18–20 Uhr
Werkstatt am Abend: Walter + Wein – Selbstporträts malen, zeichnen, drucken
Nach einem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung erforschen wir unser Selbstbild in verschiedenen Techniken.

mit Dozentinnen und Dozenten des studios

für Erwachsene 8 € p. P. (ein Glas Wein inkl.)

mit Anmeldung unter: 03447 89 55-520 /-430 oder studio@lindenau-museum.de

Treffpunkt: Kasse im Prinzenpalais

 

Samstag, 3. August 2024, 14–15 Uhr
Führung: Walter Jacob – Alles für die Kunst?!
mit Karoline Schmidt, Kuratorin der Ausstellung
Treffpunkt: Kasse im Prinzenpalais

 

Sonntag, 11. August 2024, 14–17 Uhr
Offene Familienwerkstatt: Marienkäfer, Löwen, Stiere –Tiere!
Auf einem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung suchen wir die Tiere in Walter Jacobs Bildern und malen sie dann mit viel bunter Farbe auf großen Papierbögen. Vielleicht sogar an Staffeleien im Freien!

mit Markus Bläser, Maler und Grafiker

für Kinder ab fünf Jahren mit Erwachsenen

5/3 € Erwachsene/Kinder

 

Sonntag, 25. August 2024, 14–15 Uhr 
Führung: Ein Künstler und seine Sammler – Wer kauft(e) einen „Walter Jacob“?

mit Marianne Lose, Provenienzforscherin

Treffpunkt: Kasse im Prinzenpalais
 

Angebote für Schulklassen

Führung mit Kreativangebot (180 Min.)

Bin das ich?

Nach einer Führung durch die Ausstellung werden die Schülerinnen und Schüler durch Übungen für ihre Selbstwahrnehmung sensibilisiert. Als Malerei, Zeichnung oder Holzschnitt können sie ihr Selbstporträt umsetzen.

Auf Nachfrage: Führungen mit den Kunstvermittlerinnen

des Lindenau-Museums

Anmeldung unter: 03447 89 55-520 /-430 oder studio@lindenau-museum.de
 

Katalog zur Ausstellung

Zur Ausstellung „Feuer und Farbe – Gemälde und Grafiken von Walter Jacob“ erscheint ein Katalog in der Dr. Cantz'schen Verlagsgesellschaft, der von Dr. Roland Krischke, Direktor der Altenburger Museen, für das Lindenau-Museum Altenburg herausgegeben wurde.

Mit Texten von Dr. Florian Korn, Marianne Lose, Vincent Rudolf, Karoline Schmidt, Dr. Roman

Zieglgänsberger und einem Vorwort von Dr. Roland Krischke

Weitere Informationen zum Katalog: 144 Seiten, 69 Abbildungen, Texte in deutscher Sprache

Verkaufspreis im Museumsshop: 28 EUR

Verlagspreis: 35 EUR

ISBN: 978-3-96912-199-3
 

Allgemeine Informationen zur Ausstellung

9. Juni bis 25. August 2024
Feuer und Farbe – Gemälde und Grafiken von Walter Jacob
Sonderausstellung des Lindenau-Museums Altenburg im Prinzenpalais des Residenzschlosses Altenburg

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, an Feiertagen
11 bis 17 Uhr

Eintritt: 4 € / 3 € (ermäßigt)

Der Zugang zu den Ausstellungsräumen im Prinzenpalais ist nicht barrierefrei.

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