Unter den knapp 100 Exponaten, die derzeit in der Ausstellung „Gekommen, um zu bleiben“ gezeigt werden, befindet sich auch Josef Grassis (1757–1838) Gemälde von Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1822). Unter den ansonsten rein zeitgenössischen Kunstwerken sticht das historische Porträt im Prinzenpalais des Residenzschlosses Altenburg hervor. 2022 ging das Werk als Dauerleihgabe des Freistaates Thüringen in die Sammlung des Lindenau-Museums Altenburg über, wobei mit dem Erwerb des 1813 entstandenen Werkes eine besondere Geschichte verbunden ist.
Im Jahr 2022 wurde das Gemälde vom Auktionshaus Neumeister zur Versteigerung angeboten. Durch persönliche Verbindungen von André Neumann, Oberbürgermeister der Stadt Altenburg, zu dem Münchner Auktionshaus konnte schnell Kontakt aufgenommen werden. Bei der anschließenden Versteigerung gelang es dem Förderkreis „Freunde des Lindenau-Museums“ e.V., nicht zuletzt dank überaus großzügiger Unterstützung des Freistaats Thüringen, das Gemälde zu erwerben. Damit zählt das Bildnis zu den jüngsten Ergänzungen der Sammlung des Lindenau-Museums.
Das Gemälde zeigt den mit einer blondlockigen Perücke versehenen Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg, wie er, die linke Hand erhoben, lächelnd aufblickt. Sein rechter Arm stützt sich auf ein rotes Buch, daneben steht ein Tintenfass. Beide Attribute können als Hinweise auf seine schriftstellerische Tätigkeit verstanden werden. Der glühende Napoleon-Verehrer wurde auch schon von Zeitgenossen als eigenwilliger Schöngeist wahrgenommen. So schrieb der Schriftsteller Jean Paul über den Herzog: „ein personificirter Nebel, bunt, leicht, schwül, kühl, in alle phantastischen Gestalten sich zertheilend, zwischen Sonne und Erde schwebend, bald fallend, bald steigend.“ August war für seine Schrullen bekannt. Er zog Frauenkleider an, ließ in seinen Gemächern Papageien und Affen frei herumlaufen und karikierte nur zu gern das strenge Hofzeremoniell. Zeigten sich seine Zeitgenossen noch irritiert, würde er heute als queere Persönlichkeit verstanden.
Aus seinen Ehen mit Prinzessin Louise Charlotte von Mecklenburg-Schwerin und Prinzessin Karoline Amalie gingen keine Söhne hervor, so dass mit seinem Tod 1822 sein Bruder Friedrich IV. Herzog wurde. Da dieser schwer krank war, wurden die Regierungsgeschäfte weitgehend von Minister Bernhard August von Lindenau übernommen.
Schöpfer des Gemäldes ist der Maler Josef Grassi. Besonders in den höfischen Kreisen Wiens avancierte er zu einem bedeutenden Porträtisten. Ab 1800 tritt er auch vermehrt im mitteldeutschen Raum in Erscheinung. Schließlich wird er „herzoglicher Sachsen-Gothaischer geheimer Legationsrath“. In dieser Zeit entstehen auch die Gemälde „Nymphe mit Amor“ und ein Porträt der Herzogin Dorothea von Kurland, das sich ebenfalls in der Sammlung des Lindenau-Museums befindet.
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