Die Bedeutung der klassischen Pille als Verhütungsmittel bei jungen Frauen und Mädchen in Deutschland nimmt weiter ab. Während sich 2020 noch mehr als jede Dritte (35 Prozent) der unter 23-Jährigen die Pille verordnen ließ, war es 2023 nur noch jede Vierte (25 Prozent). Allein im Vergleich zum Vorjahr 2022 gingen die Verordnungen in dieser Altersgruppe um drei Prozentpunkte zurück (Grafik 1). Das zeigt eine AOK-Analyse der GKV-Verordnungsdaten. Der Verordnungsanteil erreichte damit erneut einen Tiefstand. 2014 verhüteten noch
43 Prozent mit der Pille. Sie wird für gesetzlich versicherte Mädchen und Frauen bis zum vollendeten 22. Lebensjahr von den Krankenkassen übernommen.
Trotz des Rückgangs bleibt die Pille insgesamt unter allen verordnungsfähigen Verhütungsmitteln, zu denen auch Spiralen, Vaginalring und Hormonpflaster zählen, immer noch das am häufigsten verordnete Kontrazeptivum (Grafik 2). Als kombiniertes hormonales Verhütungsmittel enthält sie immer zwei Arten von Hormonen: Östrogene und Gestagene. Pillen mit einer Wirkstoff-Kombination aus Ethinylestradiol mit den Gestagenen Drospirenon, Desogestrel, Chlormadinonacetat und Gestoden sind risikoreicher im Hinblick auf die Entstehung von tiefen Beinvenenthrombosen und Lungenembolien. Als risikoärmer gelten kombinierte Pillen, die unter anderem die Gestagene Levonorgestrel, Norethisteron und Norgestimat enthalten.
Pillen-Verordnungen: Platz 3 für Thüringen bei risikoärmeren Präparaten
Der Anteil der Präparate mit einem höheren Risiko liegt laut der aktuellen Auswertung bei
47,4 Prozent und ist gegenüber 2022 (47,8 Prozent) nur leicht gesunken. In Thüringen wurden im vergangenen Jahr 44,0 Prozent jener Präparate verordnet, der drittniedrigste Wert hinter Bremen (42,4 Prozent) und Sachsen (43,2 Prozent). Damit liegt der Freistaat zwar unter dem bundesweiten Durchschnitt, jedoch fallen auch in Thüringen die Verschiebungen in Richtung der risikoärmeren Wirkstoffe jedes Jahr geringer aus. 2022 lag der Anteil der risikoreicheren Pillen an den thüringischen Verordnungen bei 45,1 Prozent, 2014 bei 65,2 Prozent.
„Die Nachteile und Risiken von hormonellen Verhütungsmethoden werden heute öffentlich stärker thematisiert. Auch fühlen sich Frauen immer besser informiert. Das kann zu einer Verhaltensveränderung führen, aber auch zu einer kritischeren Einstellung gegenüber der Einnahme von Hormonen und zu einer bewussteren Entscheidung für risikoärmere Präparate“, ordnet Dr. Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes, die Entwicklungen ein. Allerdings seien auch weitere Erklärungen wie eine wachsende Bedeutung von Barriere-Methoden zur Verhütung wie Kondomen denkbar.
Verordnungsanteil von Alternativprodukten gering
Frauen, die Kombinationspräparate nicht vertragen, können alternativ die Minipille nehmen, die ausschließlich Gestagen enthält und sich damit auch für stillenden Frauen eignet. Der Verordnungsanteil der Minipille in der Altersgruppe zwischen 15 und 22 Jahren stieg bundesweit von einem Prozent im Jahr 2014 leicht auf drei Prozent im Jahr 2023. Der Anteil der Hormon-spirale spielt seit 2014 nur eine untergeordnete Rolle bei den Verordnungen bei jungen Frauen, obwohl sie Levonorgestrel enthalten und somit ein niedrigeres Thromboserisiko aufweisen. Auch Hormonpflaster und Vaginalring machen zusammen nur rund zwei Prozent der Verordnungen aus. Diese beiden Verhütungsmethoden gehen mit einem erhöhten Risiko für Embolien und Thrombosen einher.
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