Mit dem nahenden kalendarischen Frühlingsbeginn hält sich der Winter hartnäckig, und Nachtfröste sowie Schneeschauer erinnern Autofahrer daran, dass die kalte Jahreszeit noch nicht ganz vorbei ist. Dennoch diskutieren viele bereits bei den ersten Sonnenstrahlen über den optimalen Zeitpunkt für den Reifenwechsel. Wann sollten Sommerreifen aufgezogen werden, und bis wann sollte dies unbedingt erledigt sein? Ab Ostern oder erst, wenn die Temperaturen dauerhaft über sieben Grad Celsius liegen? Fahrzeugexperte Marcel Schauffler vom TÜV Thüringen klärt die Mythen rund um den jährlichen Reifenwechsel auf.
Einige Autofahrer verlassen sich auf die traditionelle O-bis-O-Regel, die besagt, dass Winterreifen von Oktober bis Ostern gefahren werden sollten, unabhängig von den Wetterbedingungen. Andere orientieren sich an der Sieben-Grad-Regel, die besagt, dass Sommerreifen bei Temperaturen über sieben Grad Celsius eine bessere Haftung bieten. „Beide Faustformeln haben ihre Schwächen und sind nur bedingt anwendbar“, erklärt Schauffler.
In unseren Breitengraden kann es von Oktober bis April durchaus zu Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt kommen. Daher hat die O-bis-O-Regel ihre Berechtigung. Fällt Ostern jedoch spät im April, kann ein Reifenwechsel auch schon vorher sinnvoll sein. „Ein striktes Festhalten an der O-bis-O-Regel kann dazu führen, dass der Wagen bei einem erneuten Wintereinbruch stehen bleibt“, warnt Schauffler.
Die Sieben-Grad-Regel ist ebenfalls problematisch. „Einige Autofahrer glauben, dass Sommerreifen ab sieben Grad Celsius eine bessere Haftung bieten. Das ist grundsätzlich richtig, aber diese Regel ist nur ein grober Anhaltspunkt“, so Schauffler. Wetterwechsel und unvorhersehbare Kälteeinbrüche, insbesondere im Frühling, machen eine feste Regelung schwierig.
Die Vorteile von Sommerreifen an sonnigen Tagen sind nicht zu leugnen, jedoch überwiegt der Sicherheitsgewinn von Winterreifen bei winterlichen Straßenverhältnissen. Winterreifen sind speziell für Schnee, Reifglätte und vereiste Fahrbahnen konzipiert und bieten in diesen Bedingungen einen entscheidenden Vorteil. Der Gesetzgeber hat daher eine situationsbedingte Winterreifenpflicht eingeführt.
„Autofahrer sollten den langfristigen Wettertrend im Blick haben, anstatt sich auf feste Termine oder Temperaturmarken zu verlassen“, empfiehlt Schauffler.
Für Wenigfahrer oder Autofahrer, die ihr Fahrzeug bei Schnee und Eis lieber stehen lassen, können Ganzjahresreifen eine sinnvolle Option sein. Wer selten in bergigen Regionen unterwegs ist und von seinen Reifen keine Höchstleistungen erwartet, kann sich das Umrüsten sparen.
Der richtige Zeitpunkt für den Reifenwechsel hängt von verschiedenen Faktoren ab. Autofahrer sollten sich nicht nur auf Faustregeln verlassen, sondern auch die aktuellen Wetterbedingungen und langfristigen Vorhersagen berücksichtigen. So bleibt man sicher und gut gerüstet auf den Straßen unterwegs.
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