Zu hören ist dann auch der Opernsänger Uğur Okay, begleitet von Katharina Weingardt am Piano.
Die Ausstellung zeigt einerseits den familiären Hintergrund des berühmten Schriftstellers Hans Fallada, andererseits rückt sie seine Jahre in Tannenfeld und Posterstein in den Mittelpunkt. Als junger Mann – noch völlig unbekannt – kam Rudolf Ditzen zunächst zur Behandlung in die Heilanstalt in Tannenfeld. Später absolvierte er auf dem Rittergut Posterstein eine bodenständige landwirtschaftliche Ausbildung.
Anlässlich seines 130. Geburtstags zeigt das Museum Burg Posterstein die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder. Wie aber bestehe ich vor Dir, sehr liebe Verwandtschaft –?!“ der Hans-Fallada-Gesellschaft. Diese schöpft aus den umfangreichen Beständen des Hans-Fallada-Archivs und rückt Erinnerungen, Briefe und Fotos der Familie Ditzen in den Mittelpunkt. In Posterstein zu sehen ist eine Kabinett-Ausstellung in einem Raum, die bewusst einen Schwerpunkt auf Rudolf Ditzens Jahre in Tannenfeld und Posterstein legt.
Rudolf Ditzen kam als drittes Kind des Landrichters Wilhelm Ditzen und seiner Frau Elisabeth am 21. Juli 1893 in Greifswald zur Welt. Sein Lebenslauf ist geprägt von Umbrüchen, vielen Tiefen und einigen Höhen. Häufige Ortswechsel, Depressionen und immer neue Klinikaufenthalte zeichnen seinen Weg. Zeitgleich erlangte er unter dem Pseudonym Hans Fallada mit seinen Werken Weltruhm. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen „Bauern, Bonzen und Bomben“ (1931), „Kleiner Mann - was nun?“ (1932), „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“ (1934), „Wolf unter Wölfen“ (1937), „Jeder stirbt für sich allein“ (1947) und „Der Trinker“ (1950).
Im Mittelpunkt der Postersteiner Ausstellung steht einerseits der familiäre Hintergrund des späteren Schriftstellers und andererseits seine Zeit in Tannenfeld und Posterstein. In seiner Kindheit zog Rudolf Ditzen von Greifswald nach Berlin, dann von Berlin nach Leipzig und später von Leipzig nach Rudolstadt. Auf einen missglückten Doppelselbstmord, bei dem Rudolf Ditzens Schulfreund starb, folgte ein Haftbefehl. Nach Untersuchungen an der psychiatrischen Klinik in Jena, ließ man die Mordanklage wegen Unzurechnungsfähigkeit fallen. An dieser Stelle setzt der inhaltliche Schwerpunkt der Postersteiner Ausstellung an, denn sein nächster Weg führte den jungen Rudolf Ditzen 1912 zur Behandlung in die Nervenheilanstalt in Tannenfeld.
Unter der Regie des angesehenen Nervenarztes Dr. Arthur Tecklenburg (1870–1957) entstand in Tannenfeld ab 1899 ein modernes privates Sanatorium für „Gemüts- und Nervenkranke“ für den gehobenen Mittelstand. Es gab fließendes warmes und kaltes Wasser, elektrisches Licht, Zentralheizung, Tennis- und Billardräume und eine Bibliothek. Tecklenburg spezialisierte sich vor allem auf Morphin-Abhängige und Alkoholiker. Rudolf Ditzen zählt sicherlich zu seinen berühmtesten Patienten und der Arzt setzte sich sehr für die Genesung des depressiven jungen Mannes ein.
Von 1913 bis 1915 absolvierte Rudolf Ditzen auf dem Rittergut Posterstein eine landwirtschaftliche Ausbildung.
In dieser Zeit zeigte sich das Rittergut von seiner besten Seite. Auf Grund der Fronablösung 1850 und des Eisenbahnbaus Gößnitz-Gera 1865 hatten sich die Bedingungen für die Landwirtschaft wesentlich verbessert. Posterstein entwickelte sich Dank der Initiative von Rittergutsbesitzer Walter Herrmann zum Saatzucht- und Mustergut.
Der Arbeitsalltag auf dem Gut war hart. Rudolf Ditzen schloss seine Ausbildung mit Auszeichnung ab und arbeitete auch in den Folgejahren auf verschiedenen landwirtschaftlichen Gütern, bevor er als Schriftsteller Hans Fallada Weltruhm erlangte. Lange Zeit ließ er die Jahre als Landwirt unerwähnt. Doch kurz vor seinem Tod, als Hans Fallada 1946 für seinen Sohn aufschrieb, wie er Schriftsteller wurde, resümierte er: „Und doch habe ich all diese Zeit – das aber erfuhr ich erst Jahrzehnte später – gelernt, gelernt, für das, was ich einmal werden sollte: ein Schriftsteller.“
Ein Besuch der Postersteiner Ausstellung lässt sich verbinden mit einer Tasse Kaffee im Café „Zur eisernen Bank“ im Herrenhaus Posterstein, dem historischen Ort, an dem Rudolf Ditzen in seiner Postersteiner Zeit wohnte. Auch der Schlosspark Tannenfeld, nur rund zwei Kilometer von Posterstein entfernt, ist für Spaziergänger zugänglich.
Für die Ausstellung drehten TV-Journalist Gunter Auer und Franziska Huberty, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Burg Posterstein, einen kurzen Film in Tannenfeld und Posterstein.
Darüber hinaus recherchierte das Museumsteam in Jena und Carwitz. Am 18. und 19. April holten Franziska Huberty und Nicole Thonfeld-Hanf vom Museum Burg Posterstein die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder. Wie aber bestehe ich vor Dir, sehr liebe Verwandtschaft -?!“ der Hans-Fallada-Gesellschaft in Carwitz, Brandenburg, ab. Diese Schau wird in Posterstein ergänzt durch zusätzliche Informationen zu den Jahren, die der angehende Schriftsteller in Tannenfeld und Posterstein verbrachte.
Dafür durchforstete das Museumsteam historische Briefe und Dokumente im Hans-Fallada-Archiv in Carwitz sowie in den Beständen des Universitätsarchivs Jena, wo weitere Briefe und die Jenaer Krankenakte Rudolf Ditzens lagern. Zitate aus Briefen Rudolf Ditzens, seines Vaters, seiner Tante, seiner Ärzte und Anwälte ergänzen nun die Sonderschau und zeichnen so Rudolf Ditzens Weg von Jena nach Tannenfeld, von dort nach Posterstein und später noch einmal nach Tannenfeld nach.
Im Zuge der Ausstellung wird ein kleines Büchlein über Rudolf Ditzen in Tannenfeld und Posterstein entstehen, das zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt wird.
Zur Sonderschau gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm:
14. Mai, 15 Uhr, Burg Posterstein
mit Live-LeseZEIT aus historischen Dokumenten,
Musik: Uğur Okay und Katharina Weingardt
21. Juli, 20 Uhr, Neue Scheune Posterstein
in Zusammenarbeit mit dem METROPOL Kino Gera
6. August, 15 Uhr, Posterstein
mit Robert Gregor Kühn und Matthias von Hintzenstern
3. September, 15 Uhr, Schlosspark Tannenfeld
mit Robert Gregor Kühn und Matthias von Hintzenstern
30. September, 15 Uhr, Burg Posterstein
mit virtuellem Museumsrundgang durch das Hans-Fallada-Museum Carwitz mit Museumsleiter Dr. Stefan Knüppel
12. November, 15 Uhr, Burg Posterstein
aus historischen Dokumenten, musikalisch begleitet von Uğur Okay und Katharina Weingardt
Das Museum Burg Posterstein dankt dem Hans-Fallada-Museum Carwitz, dem Hans-Fallada-Archiv des Literaturzentrums Neubrandenburg e.V., dem Universitätsarchiv Jena, der Thüringischen Universitäts- und Landesbibliothek Jena und dem Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg für die Unterstützung bei der inhaltlichen Vorbereitung der Ausstellung. Die Ausstellung wird gefördert durch die Thüringer Staatskanzlei.
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