Im Jahr 2010 erlangte Altenburg unerwartet bundesweite Aufmerksamkeit, als das „Altenburger Muschelkrebschen“ (Potamocypris altenburgensis) in der Zeitschrift des Altenburger Naturkundemuseums beschrieben wurde. Diese Entdeckung war nicht nur eine wissenschaftliche Sensation, sondern auch eine kuriose Geschichte, die mit einem ungewöhnlichen Fundort verbunden ist.
Der Leipziger Wissenschaftler Dr. Rohland Fuhrmann, Mitglied der Altenburger Naturforschenden Gesellschaft, entdeckte das Muschelkrebschen während seiner Untersuchungen auf dem Altenburger Friedhof. In den Gießwasserbehältern fand er die kleinen Krebstiere, die zunächst an Wasserflöhe erinnern. Diese Tiere werden häufig von Friedhofsbesuchern mit Gießkannen verbreitet. Dr. Fuhrmann benannte die neu entdeckte Art nach ihrem Erstfundort Altenburg und betonte: „Man muss nicht in den Regenwald fahren, um neue Tierarten zu entdecken.“
Das Mauritianum in Altenburg beherbergt eine bedeutende Muschelkrebssammlung, die auf die Forschungen des mittlerweile verstorbenen Dr. Fuhrmann zurückgeht. Als Geologe und Paläontologe forschte er über Bernstein, Muschelkrebschen und fossile Schnecken. Dr. Fuhrmann war Teil einer internationalen Gemeinschaft von Wissenschaftlern, die sich mit den etwa 50.000 beschriebenen Muschelkrebsarten weltweit beschäftigen. Viele dieser Arten sind nur von Fossilfunden bekannt, da Muschelkrebse seit etwa 500.000 Jahren auf der Erde existieren und sowohl Meere als auch Süßgewässer besiedeln.
Professor Peter Frenzel von der Friedrich Schiller-Universität Jena, ebenfalls Mitglied der internationalen Forschergemeinschaft, wird am Dienstag, den 1. April um 19 Uhr im Mauritianum Altenburg einen populärwissenschaftlichen Vortrag halten. In diesem Vortrag möchte er den Altenburgern die faszinierende, aber oft unbekannte Tiergruppe der Muschelkrebse näherbringen. Diese kleinen, nur millimetergroßen Krebstiere werden häufig von Aquaristik-Enthusiasten unabsichtlich mit Futtertieren aus Teichen und Tümpeln ins Aquarium gebracht. Viele Aquarianer wundern sich, warum diese Tiere nicht wie Wasserflöhe hüpfen, sondern stattdessen im Wasser schweben.
Vortragsveranstaltung: | Prof. Peter Frenzel (Jena): Muschelkrebse – die letzten mehr als 500.000 Jahre in Mitteldeutschland? |
Ort: | Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg |
Termin: | 1. April 2025 (kein Aprilscherz!!!), um 19 Uhr |
Die Entdeckung des Altenburger Muschelkrebschens und die fortlaufenden Forschungen zu dieser Tiergruppe zeigen, dass auch in unserer unmittelbaren Umgebung faszinierende biologische Entdeckungen gemacht werden können. Der Vortrag von Professor Frenzel bietet eine hervorragende Gelegenheit, mehr über diese bemerkenswerten Tiere zu erfahren und ihr Wissen über die Biodiversität in unserer Region zu erweitern.
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